Chronik der Stadtharmonie Eintracht 

Schwierige Nachkriegsjahre (1945-1953)

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges schöpften die Menschen neuen Mut und neue Tatkraft. Rorschach erlebte um 1950 einen regelrechten Bauboom. Auch der Handel und das Gewerbe konnten vom Aufschwung profitieren, Staatsbetriebe wie die SBB stellten Leute ein, und die Industrie war gut ausgelastet.

Nicht nur die Unternehmen erhöhten ihre Aktiven, sondern auch die Eintracht. Die Zahl der Mitglieder, die in den Kriegsjahren knapp über 30 gelegen hatte, sprengte 1950 wieder die 50er-Marke. Die Freude währte aber nur kurz. Die Austritte häuften sich, und schon zwei Jahre später sah man sich auf das alte Niveau zurückgeworfen.

Die Eintracht ging durch schwere Zeiten. 1945, als die weltpolitischen Turbulenzen zu einem Ende kamen, fingen die vereinspolitischen erst richtig an. Bis 1953 kam es zu sage und schreibe sieben Dirigenten- und drei Präsidentenwechseln! Interimsjobs wurden von der Ausnahme zur Regel. Zum stetigen Führungswechsel kamen Unstimmigkeiten unter den Musikanten. Im Jahr 1947 stellten sich die Einträchtler die Frage "Sein oder Nichtsein" so ernsthaft wie nie zuvor. Als Retter in der Not sprang Ehrenpräsident Jean Schär ein, der dem Verein (mit Unterbrüchen) 23 Jahre lang bis 1940 vorgestanden hatte. Die schwierige Situation bewog ihn dazu, die Eintrachtzügel für ein weiteres Jahr in die Hand zu nehmen. Dank seinem Durchhaltewillen und seinen kommunikativen Stärken bewahrte Jean Schär die Musik, für die er sich Jahrzehnte lang erfolgreich eingesetzt hatte, vor dem Schlimmsten. Trotzdem war es ihm nicht möglich, seinem Nachfolger Louis Treier ein harmonisches Korps zu übergeben. Bis 1953 hatte die Eintracht mit Besetzungsproblemen zu kämpfen. Ironischerweise hatten sich interessierte Bläser gemeldet, aber diesen konnte der Verein keine preiswerten Wohnungen in der Region vermitteln.

Auch die finanziellen Schwierigkeiten gingen weiter. Bei den "Goldeseln" von früher, den Waldfesten und Seefahrten, hatte die Eintracht mehrmals Pech. Die vielen Aushilfen rissen tiefe Löcher in die Vereinskasse. Präsident Treier musste sie nicht selten aus dem eigenen Sack stopfen.

Auch wenn die Nachkriegsjahre als eine schwierige Zeit in die Vereinsgeschichte eingingen, gab es auch Lichtblicke. Dazu gehörten die Gemeinschaftskonzerte mit der Stadtmusik Bregenz, die Mitwirkung beim "Millenarium" (1000 Jahre Stadt Rorschach) oder die Einweihung des Musikpavillons im Seepark.

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