Jahreskonzert 

Bericht von Elisabeth von Hospenthal im OT vom Montag, 21. November 2005

Präzise und voller Lebendigkeit
Stadtharmonie Rorschach begeisterte mit ihren Jahreskonzerten

Am Samstag und Sonntag begeisterte die Stadtharmonie Eintracht Rorschach ihr Publikum mit einem bunten Strauss sicher und locker gespielter Musik zeitgenössischer Komponisten.

«Veni, vidi, vici», ich kam, sah und siegte, soll Caesar 46 v. Chr. nach seinem Sieg über Pharnakes gesagt haben. So einfach kam die Stadtharmonie Eintracht Rorschach in diesem Sommer am 58. Liechtensteinischen Verbandsmusikfest aber nicht zu Gold. Hinter dem 1. Rang mit Auszeichnung stand vielmehr harte Arbeit und ein solides Können, mit dem sie auch an ihrem Jahreskonzert 2005 wieder überzeugten. Unter der klaren Taktstockführung von Josef Eberle brachte das Orchester mit absoluter Präzision und ebenso sicherem musikalischen Einfühlungsvermögen anspruchsvoll zu spielende Kompositionen so selbstverständlich zum Erklingen, als sei dies die leichteste Sache der Welt.

Kapitän und Reiseleiter an Bord

Nach der Begrüssung von Manuel Hutter als neuer Präsident der Stadtharmonie Eintracht Rorschach stimmte das unter der Leitung von Daniel Kern stehende Drum-Korps mit rassigen, temperamentvollen Schlägen und Wirbel auf das grosse Konzert ein. Josef Eberle, offensichtlich ganz auf seine Aufgabe als Kapitän, der seine Mannschaft sicher durch so manche Klippen und Wellen führen wird, konzentriert, hob dann den Taktstock. Die musikalische Reise durch die Werke zeitgenössischer Komponisten, durch die Trompeter Daniel Trochsler als Conférencier mit informativen Zwischentexten führte, nahm ihren Lauf.

Die Eintracht an ihrem Jahreskonzert: Pressebild EvH vom 19.11.05Eröffnungsfanfaren kündeten den Beginn von «Centennial Spirit», Fanfare for a Noble Occasion, an. James Curno, 1943 in den USA geboren, schrieb dieses Werk 1997 mit einem feierlichen Prozessionsmarsch, Fanfarenklängen und heiterem Schlussmotiv als Auftrag zum 100. Geburtstag einer Universitätsband. Brillanz und Optimismus prägen die «Music for a Festival» von Philip Sparke. Seine Komposition war ursprünglich für eine Brass-Band-Besetzung gedacht. Für die Stadtharmonie eine reizvolle Möglichkeit, dem besonderen Charakter dieser Musik gerecht zu werden.

Der Heimat verbunden

Durch eine besondere Vielfalt geprägt ist die Symphony No 5½ von Don Gillis. Sie lässt die starke Bindung des Komponisten an folkloristische Eigenarten ebenso wie seinen ausgeprägten Humor erkennen. So sind die vier Sätze mal von Tempo, Rasse, vulkanartigen Ausbrüchen und Jubel bestimmt, dann feierlich, getragen, choralartig angelegt. Für die Rorschacher Musikanten eine offensichtliche Freude, der ausgelassenen, heiteren und spritzigen Melodie eine eigene Dynamik zu geben.

Nach der Pause entführte die Stadtharmonie mit «Music from The Incredibles» von Michael Giacchino in das harmonisch aufeinander abgestimmte Durcheinander einer bizarren Filmwelt. Anschliessend liess sie ihr Publikum bei zauberhaft gespielten Melodien aus «Porgy and Bess» von George Gershwin (1898- 1937) entspannen und wurde dann geradezu perfekt auch der mit dem Oskar ausgezeichneten Filmmusik zu «Wizzard of Oz» von Harold Arlen (1905-1986) gerecht.

Den Wahnsinn im Griff

Die Zeit verflog im Nu, denn nun stand bereits das letzte Stück dieses in jeder Hinsicht gelungenen Jahreskonzertes 2005 auf dem Programm. Allein schon der Titel: «Grand Serenade for an Awful Lot of Winds and Percussion» - Grosse Serenade für entsetzlich viele Bläser und Schlagwerk - hätte etwas vorwarnen können. Denn was jetzt passierte, war das reinste Chaos. Auf der Bühne war die Hölle los, da wurden Flaschen zerbrochen, Instrumente mutwillig zerstört, jaulende Hunde, entsetzt kreischende Katzen gejagt. Das Zerbersten von Glas, das Gackern verschreckter Hühner, das Schreien flüchtender Kinder - oder waren es panisch quietschende Schweinchen? - jagten durch den Raum. Die Welt war völlig aus den Fugen geraten - zum Glück nur musikalisch. Denn es lag nicht eine Scherbe Glas, keine einzige Hühnerfeder, weder ein Katzen- noch ein Hundehaar auf der Bühne. Und auch die Instrumente hatten das mit ihnen inszenierte Inferno wohlbehalten überstanden. Ein Inferno, das in dieser Perfektion nur von einem harmonisch auf seinen Dirigenten und untereinander abgestimmten Orchester erreicht werden kann.

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Vorschau von Elisabeth von Hospenthal im OT vom Donnertag, 17. November 2005

Vorschau auf das Jahreskonzert von EvH vom 17.11.05

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